Mobbing beginnt da, wo andere ausgegrenzt werden. Stichwort: Soziale Isolation. Natürlich muss man sich nicht mit jedem in der Schule oder auf der Arbeit anfreunden, aber da wo noch nicht einmal ein freundliches Gespräch mit „einem nicht so beliebten Kind/Kollegen“ möglich ist – genau da fängt Mobbing an. Und hier kann jeder aktiv werden. Ein schöner Vorsatz wäre: Sprich doch einmal mit jemanden, mit dem du sonst nichts zu tun hast und der vielleicht Schwierigkeiten hat Freunde zu finden – Wie „Fräulein Ungesehen“.
Die Singer-Songwriterin Marie Digby performed „Miss Invisible“ (Fräulein Ungesehen) hier live am Klavier. Ein Lied, das sie aus ihrer eigener Erfahrung heraus geschrieben hat und das ich unten für euch übersetzt habe.
Ich finde dieses Lied passt sehr gut zu der Blogparade #NoMobbing eine Stimme für Opfer und Täter von Gluckeundso.de – Deshalb möchte ich diesen Artikel der innerhalb meiner „Starke-Kids-Songs“-Reihe erschienen ist, gerne für ihre Blog-Parade einreichen. Nach meiner Übersetzung des Liedtexts könnte ihr noch ein wenig zum Thema Mobbing aus meiner Sicht lesen.
Miss Invisible – Marie Digby
There’s a girl
Who sits under the bleachers
Just another day eating alone
And though she smiles
There is something she’s hiding
And she cant find a way to relate
She just goes unnoticed
As the crowd passes by
And she’ll pretend to be busy
When inside she just wants to cry
And she’ll say…
Take a little look at the life of Miss Always Invisible
Look a little closer, I really really want you to put yourself in her shoes
Take another look at the face of Miss Always Invisible
Look a little harder and maybe then you will see why she waits for the day
When you’ll ask her her name
In the beginning, in the first weeks of class
She did everything to try and fit in
But the others they couldnt seem to get past all the things that mismatched on the surface
And she would close her eyes when they laughed as she fell down the stairs
And the more that they joked
And the more that they screamed
She retreated to where she is now
And she’ll sing…
Then… one day just the same as the last
Just a day spent in counting the time
Came a boy who sat under the bleachers just a little bit further behind…
„Fräulein Ungesehen“ übersetzt von Ella
Da ist ein Mädchen, das unter der Zuschauer-Tribüne sitzt. Schon wieder ein Tag an dem sie (ihre Brotzeit) alleine isst. Und obwohl sie lächelt, gibt es etwas, das sie versucht zu verbergen und sie weiß nicht, wie sie davon berichten soll. Sie bleibt einfach unbemerkt, als die Menge vorbei geht. Und sie tut so, als ob sie beschäftigt wäre, obwohl sie innerlich einfach nur weinen möchte. Und sie würde sagen…
Wirf einen kleinen Blick auf das Leben von „Fräulein Immer-Ungesehen“. Schau ein bisschen genauer hin, denn ich hätte wirklich gerne, dass du dir vorstellst in ihren Schuhen zu stecken.
Wirf einen zweiten Blick auf das Gesicht von „Fräulein Immer-Ungesehen“. Gib dir noch ein bisschen mehr Mühe hinzusehen und vielleicht wirst du dann erkennen, warum sie auf den Tag wartet, an dem du sie nach ihrem Namen fragen wirst.
Zu Beginn, in den ersten Wochen des Unterrichts, hat sie alles versucht um sich anzupassen. Aber die anderen konnten all die Dinge, die an der Oberfläche nicht zusammen passten, nicht überwinden. Und sie wollte ihre Augen schließen, wenn sie lachten, als sie die Treppe herunter fiel. Und je mehr sie scherzten und je mehr sie schrien, desto mehr zog sie sich dahin zurück, wo sie jetzt ist. Und sie würde singen…
Dann… eines Tages, genau wie der vorherige, nur ein Tag – damit verbrachte, die Zeit zu zählen – kam ein Junge, der unter der Zuschauer-Tribüne saß, nur ein bisschen weiter hinten.
Meine Erfahrung mit Mobbing
Mobbing fängt wirklich schon im Kleinen an. Oftmals sind es unbedachte Dinge, die jemand von sich gibt. Dinge, die richtig weh tun können, aber einzeln betrachtet noch nicht als Mobbing zählen. Gerade bei Kindern sollten Eltern die solche Aussagen mitbekommen, direkt darauf hinweise, weil sich die Kinder dessen vielleicht gar nicht bewusst sind, was sie mit ihren Aussagen in einem anderen Kind auslösen können. Über den Fall „Ähhh, die hat ja eine Brille!“ habe ich in diesem Artikel kürzlich berichtet.
Dann gibt es Mobbing, das schnell als solches erkannt werden kann, weil es offensichtlich ist und in der Gemeinschaft auch schnell beendet werden kann: So passiert in meiner Schulzeit, als wir einen neuen Mitschüler bekamen. Dieser Junge hat alle Mädchen, die nicht gerade eine „Bohnenstange“ waren als „fett“ bezeichnet. Gemeinsam haben wir ihn zur Rede gestellt und was dabei heraus kam, war das er selbst richtig dick gewesen sein muss, bevor er abgenommen und die Schule gewechselt hat.
Mobbing erkennen und beenden
Also: Mobbing-Täter sind oft ehemalig Mobbing-Opfer. Wenn sich ein Täter gegen mehrere Opfer richtet, ist es leichter gemeinsam das Mobbing zu beenden. Wenn man ein einzelnes Opfer von mehreren Tätern ist, wird es schwieriger. Aber auch hier würde ich am besten einzelne Täter abfangen und zur Rede stellen. Denn wenn sie nicht in der gemeinschaftlichen Gruppe auftreten, kann man viel besser mit Tätern sprechen.
Im Fall von „Fräulein Ungesehen“ ist es überaus schwierig: Marie Digby sing davon, dass sie die Treppe herunterfiel und ausgelacht wurde. Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass es schon mal lustig aussehen kann, wenn sich jemand auf „tollpatschige Art und Weise“ verletzt. Also man kann sich ein Lachen nicht immer verkneifen, aber man kann es gleich richtig stellen: „Das hat gerade leider lustig ausgesehen, ABER hast du dir weh getan?“
Weniger Wert auf Äußerlichkeiten legen
Oftmals sind es einfach Äußerlichkeiten wie in „Fräulein Ungesehen“ beschrieben mit „on the surface“. Wir müssen lernen über diese Äußerlichkeiten wie „Übergewicht“, „Brille“, „Behinderung“, „Verwaschene Kleidung“ hinweg zusehen. Und da muss jeder Einzelne an sich arbeiten. Eine Neuprogrammierung der Gedanken:
- Sie ist dick, sie ist bestimmt faul und lebt ungesund – Nein sie isst gerne und vielleicht ist das eine Ersatzbefriedigung
- Er hat einen Sprachfehler, er ist dumm – Nein er ist menschlich. Vielleicht war er auch bei einem Logopäden, was nicht funktioniert hat.
- Sie hat eine Brille, sie ist anders und sieht vielleicht komisch aus – Nein, sie trägt eine Sehhilfe und ist verantwortungsbewusst.
- Er hat eine Behinderung, er ist anstrengend – Nein sein Leben ist anders, aber ich kann viel von ihm lernen.
- Sie hat kein Geld, weil sie faul ist/nichts aus sich gemacht hat – Nein sie hatte vielleicht einfach Pech im Leben oder leidet unter Depressionen
„Fräulein Ungesehen“ fordert uns dazu auf, einmal genauer hinzusehen!
Und was noch sehr helfen kann ist, wenn man an einem anderen etwas unsympathisch oder abstoßend findet: Einfach mal reflektieren: Ist das eine Eigenschaft, die ich vielleicht selbst irgendwie habe und an mir nicht besonders mag? Und letztendlich sollte man sich unbedingt selbst lieben lernen oder zumindest annehmen. Stichwort: Zufriedenheit – erst neulich verbloggt in Bezug auf das Elternsein.
Ich freue mich, dass du meinen Artikel bis hier gelesen hast und frage dich: Was denkst du? Was können wir noch tun, um zu verhindern, dass es überhaupt erst zu Mobbing kommt? #NOmobbing
Alles Liebe
Kommentare
8 Antworten zu „Fräulein Ungesehen – StarkeKidsSongs#3“
mobbing ist glaube ich ein sehr großes thema und cih bin bis heute dankbar und froh darüber, dass mir das in meiner kindheit und jugend nicht begegnet ist. als erwachsene ist es mir selbst einmal passiert, allerdings bin ich zum glück nach 3 monaten aus der situation durch eigeninitiative rausgekommen – was wohl nicht geglückt wäre, wenn ich nicht in früheren jahren ein gutes fundament für mich hätte aufbauen können.
Liebe Paleica, ja ich denke auch das Mobbing-Opfer bei denen es eskaliert auch schon vorher ein schlechtes Fundament hatten evt. vom Elternhaus, ein kleines Selbstbewusstsein und sich irgendwo in diese Rolle drängen lassen. Das macht die Sache an sich allerdings nicht besser. Gerade solche Menschen sollten wir an die Hand nehmen, in unsere Mitte nehmen und nicht weil sie eh schon außen sind noch weiter wegstoßen :..( – vielen Dank für deinen Kommentar, Ella
liebe ella, ich gebe dir absolut recht. ich hatte einfach glück im unglück. ich habe mir grade ein paar gedanken gemacht und die blogparade passt zufällig sehr gut zu einem artikel, der am 23. november online gehen soll. wenn du magst kannst du dann ja bei mir vorbeischauen, ich würde mich freuen!
(dein letzter satz – genau auf das plädiere ich auch, ich wünsche es all den kindern von ganzem herzen!)
Liebe Paleica, ich besuche dich auch jetzt schon gerne 🙂 je mehr Leute über das Thema schreiben desto besser! Für unsere Kinder und die nachfolgenden Generationen 🙂
das freut mich zu hören und das sehe ich absolut genauso!
Noch ein toller Anti-Mobbing-Song der kürzlichen Gewinnerin von America’s got Talent. Die 12-Jährige Grace VanderWaal – Clay: https://www.youtube.com/watch?v=LPWg29Bgq_4 (Clay heißt Lehm, also sie singt: Ich bin nicht aus Lehm ich bin nich verformbar!) – Starker Text, starkes Mädchen – wirkliches Vorbild für Kinder.
Liebe Ella, dass hast du alles wirklich toll beschrieben. Leider begegnet einem das Thema Mobbing überall und so gut wie niemand ist davor gefeit. Man kann bloß selbst etwas dagegen tun und auch aktiv Mobbing-Opfern helfen! LG Nina
Liebe Nina, stimmt: Mobbing ist teilweise willkürlich. Aber ich denke wie auch in anderen Bereichen ist Wissen darüber Macht. Je mehr wir über Mobbing wissen desto besser können wir uns dagegen wehren. Liebe Grüße, Ella